Wir stellen vor: Unser Seminar „Familienmediation“
und die Referentin Zoë Schlär
Für die aktuelle Folge unseres Podcasts haben wir mit Zoë Schlär, gesprochen. Sie ist Expertin für Familienmediation aus Berlin und wird bei ErkenneNeueWege für Mediatoren ein Seminar zu diesem Thema durchführen. Jahrelange Erfahrung qualifiziert sie für dieses Thema: Sie leitet nicht nur die Fachgruppe „Familie und Partnerschaft“ des Bundesverbandes für Mediation, sondern hat auch eine Zeit lang internationale Familienmediationen über MiKK durchgeführt. Als Vorstand der Berliner Mediationszentrale vermittelt sie außerdem Paare aus männlichen und weiblichen Mediator:Innen mit juristischem und psychosozialem Hintergrund.
Das Besondere an Familienmediation im Vergleich zur Wirtschaftsmediation?
Zoë Schlär bringt die Antwort auf diese Frage sofort auf den Punkt: Die Nähe zu den Menschen. Familie steht uns näher als Kolleg:innen oder Chef:in. Und das ist selbstverständlich unabhängig von der Zeitdauer, die man miteinander verbringt. Zudem sind Familienmitglieder nicht austauschbar, weshalb man eine Lösung finden muss. Auch wenn man nicht mir nichts dir nichts den Job wechselt, so ist es doch einfacher sich ein berufliches neues Umfeld zu schaffen, als sich von seiner Familie loszusagen.
Was genau sind die Anwendungsfelder der Familienmediation?
So verschieden wie heute Familiensituationen und Lebensgemeinschaften sein können, so unterschiedlich sind auch die Themen. Es kann um Entscheidungen bei familiären Veränderungsprozessen gehen wie beispielsweise bei der Einschulung der Kinder oder dem Zeitpunkt, zu dem die Kinder das Haus verlassen. Häufig geht es um Konflikte bei Trennung und Scheidung, aber es kommen auch Paare, die nur ihre Beziehung klären möchten, weil sie wollen, dass es weitergeht. Mediationsbedarf gibt es auch in Patchwork-, Adoptiv- und Pflegefamilien. Außerdem klären Familienmediationen Konflikte unter Geschwistern ebenso wie Generationskonflikte zwischen Eltern und Jugendlichen oder Eltern- und Großelterngeneration.
Gibt es Überschneidungen zu anderen Mediationsbereichen?
Unbedingt. Beispielsweise bei Unternehmerfamilien, wenn firmenrelevante Konflikte oder die Unternehmensnachfolge geklärt werden müssen. Außerdem gibt es noch eine Schnittmenge zur Elder mediation, wenn es um die Situation hochbetagter Familienmitglieder geht.
Worum geht es in dem Seminar „Familienmediation“ – was können die teilnehmenden Mediator:innen erwarten?
Wir beschäftigen uns mit besonderen Konstellationen, bestimmten Methoden und werden auch die Haltungsebene intensiv reflektieren, um eigene Trigger umgehen zu können. Dafür gibt es bestimmte Tools. Inhaltlich wenden wir uns in diesem Seminar den generationsübergreifenden Konflikten zu – sowohl denen zwischen den Eltern und der jüngeren Generation, als auch denen zwischen längst erwachsenen Kindern und deren hochbetagten Eltern, bei denen es um Themen wie Erbe, Pflege und Gestaltung des Lebensendes geht.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Patchwork-Familie. Hier muss nicht nur generationsübergreifend gearbeitet werden, sondern es stehen auch noch mehrere Parteien im Fokus, weshalb es wichtig ist, das ganze System im Blick zu behalten. Außerdem sollte geklärt werden, wer aus der Patchwork-Familie eventuell noch ein zusätzliches Beratungsformat braucht. Daher werfen wir auch einen Blick auf angrenzende Formate wie Erziehungsberatung, Life Coaching und Therapien.
Wir hätten gerne noch einen Praxistipp: Was tun, wenn es in der eigenen Familie mal anstrengen ist?
Das Wichtigste: Sich Zeit nehmen, durchatmen und nicht gleich antworten.